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Gaby Marx

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Mitochondrien und Kommunikation mit Bakterien – Teil 3 –

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Mitochondrien sind evolutionsbiologisch Bakterien

Mitochondrien als Bestandteil nahezu jeder Zelle sind evolutionsbiologisch Geschwister der Bakterien unseres Mikrobioms im Darm, die miteinander über Signalstoffe kommunizieren. Gesundheitliche Probleme entstehen somit buchstäblich im Darm: werden die Darmbakterien nicht gut mit Ballaststoffen ernährt, verhungern sie und machen Platz für Bakterien, die sich von Zucker und Fäulnis ernähren. Bestimmte Inhaltsstoffe wie Lektine triggern Entzündungsprozesse im Darm und sorgen dafür, dass die hauchdünne schützende Darmschleimhat beschädigt wird, was zum sog. Leaky Gut führt, wodurch Fremdstoffe die Darmwand durchdringen und im Blutkreislauf als Feind bekämpft werden. Kommen dann noch Lipopolysaccharide (Fragmente von Bakterien) hinzu, ist der Supergau vorprogrammiert und es kommt zu systemischen Abwehrprozessen des Immunsystems. Damit verbunden sich auch Autoimmunprozesse, wenn im Eifer des Gefechts körpereigene Strukturen angegriffen werden.

Mitochondrien kommunizieren mit allen ihnen verwandten Bakterien, vor allem im Mikrobiom, aber auch mit den Mikroglia im Gehirn. Hungern also die Darmbakterien, weil zu wenig Ballaststoffe als Nahrung zur Verfügung stehen, geben sie diese Information über Signalmoleküle weiter. Während die darmgesunde Ernährung sicherlich den Hauptfaktor darstellt, können auch Traumata und psychische Stressbelastung ebenso wie Umwelttoxine und Medikamente zum Auslöser einer Entzündungskaskade werden, an deren Ende die Mitochondriopathie steht und ein erschöpfter Mensch, der nicht mehr genügend Energie hat, um seinen Tag zu bewältigen.

Kommunikation des Mikrobioms mit den Mitochondrien

Eine immer noch unterschätzte Rolle spielt die Kommunikation des Mikrobioms, der Gesamtheit der Darmbakterien, mit dem Immunsystem, das zu 80% im Darm sitzt. Sendet das Mikrobiom andauernd entzündungsfördernde Signale, kommt das Immunsystem nicht zur Ruhe. Zudem kommuniziert das Mikrobiom mit den Mitochondrien, die sich evolutionsgeschichtlich aus Bakterien entwickelt haben. Mitochondrien werden daher auch oft als die „Geschwister“ der Darmbakterien bezeichnet. Mitochondrien haben vielfältige Funktionen, die wichtigste ist die eines Zellkraftwerkes. Je nach Zellart sind in einer Zelle bis zu mehreren tausend von ihnen vorhanden, deren Hauptaufgabe es ist, ATP (Adenosintriphosphat) als Energieträger zu produzieren. Wichtigster „Kunde“ für ATP ist das Gehirn. Ist die Produktion gestört, wirkt sich das schnell auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns aus.

Das Mikrobiom wird aufgrund seiner zentralen Bedeutung auch als zweites Gehirn bezeichnet, wobei derzeit die Meinungen auseinandergehen: es gibt Forscher, die das Mikrobiom sogar für weitaus wichtiger halten als das Gehirn im Kopf. Klar ist jedenfalls, dass ein Vielfaches mehr an Informationen vom Darm zum Gehirn gehen als umgekehrt. Das Mikrobiom kommuniziert über verschiedene Systeme direkt mit dem Gehirn, u.a. über den Vagus, den längsten Gehirnnerv, der große Teile des Körpers durchzieht. Zusätzlich wirken Zytokine als Entzündungssignale in inflammatorischer oder anti-inflammatorischer Richtung. Sie können die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im Gehirn die Mikroglia aktivieren, die neben ihrer Aufgabe als Versorgungszellen des Gehirns auch die Funktionen des Immunsystems im Gehirn innehaben. Entzündungen sind zunächst eine natürliche Reaktion des Körpers, als gefährlich eingestufte Störfaktoren zu beseitigen und wieder in die Homöostase zurückzukehren. Hält der Zustand an, entsteht im Gehirn die Neuroinflammation als Form der stillen Entzündung.

Energiefresser Immunsystem hat höchste Priorität

Um das Überleben zu sichern, hat im Organismus das Immunsystem immer Vorrang vor anderen Prozessen. Bei Daueraktivierung kommen andere Prozesse zu kurz und es kommt zu Krankheitssymptomen, die nicht auf den ersten Blick als solche erkennbar sind, aber immer Vorläufer chronischer Erkrankungen sind. Müdigkeit und Erschöpfung stehen in der Betrachtung im Mittelpunkt: sie sind Signale des Körpers, dass er mit Entzündungen kämpft und Ruhe benötigt. Bei akuten Infektionen ist dies durchaus auch sinnvoll, wird jedoch zum Lebensproblem, wenn die Entzündungsprozesse nahezu unbemerkt in Hintergrund dauerhaft weiter ablaufen. Etwa 80 Prozent des Immunsystems befinden sich im Darm. Störungen und entzündliche Prozesse beginnen häufig im Darm und haben immer auch Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des gesamten Organismus. Im Falle eines Angriffs durch fremde Proteine oder Viren, reagiert das Immunsystem, indem es die Aggressoren eliminiert. Dabei kann es zu Kollateralschäden kommen, bei denen auch gesunde Darmzellen zerstört werden. Deren verbleibende Fragmente, sog. Lipopolysaccharide (LPS) stellen eine zusätzliche Störung dar, weil sie die Darmschleimhaut angreifen. Ist diese bereits sehr dünn oder beschädigt, besteht also ein Leaky gut, können diese Fremdeiweiße und vom Immunsystem als Aggressoren betrachteten Proteine auch ins Blut- und Lymphsystem gelangen. Die Entzündungskaskade hat damit begonnen.

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