Schlafen macht glücklich

Gaby Marx

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Epigenetik – Ernährungsmedizin – Kognitive Neurowissenschaften

Erinnerung und Gedächtnis: Wie durch Erleben unser Gedächtnis entsteht

Informationen werden nach ihrer Relevanz, also der Bedeutung für das Leben und die Lebensqualität des jeweiligen Menschen bewertet. Alle Erfahrungen werden als positiv oder negativ, als erstrebenswert oder vermeidenswert, bewertet und in einem Erfahrungsgedächtnis abgelegt. Alle künftigen Erwartungen basieren darauf.
Erwartungen entstehen also aus dem Wunsch nach Wiederholung von etwas bereits Vergangenem, bereits Erlebtem.

Wir erinnern uns an das, was für uns von Bedeutung ist. In den meisten Fällen ist das gleichbedeutend mit Erinnerungen, die eine besondere emotionale Bedeutung haben. Im Rückblick kann sich diese Bewertung verändern, wenn die Erfahrung im Laufe des Lebens eine neue Bewertung erfährt. Beispiel dafür sind Erinnerungen an „die gute alte Zeit“.

Generell gilt, dass wir uns an alle Erfahrungen, die mit Emotionen verknüpft sind, besonders gut erinnern. Evolutionär hat das eine das Überleben sichernde Funktion, denn lebensbedrohliche Erlebnisse werden mit besonderer Priorität gesichert.  

Ein gutes Gedächtnis – nur ein genetischer Glücksfall?

Das Gehirn arbeitet hoch energieeffizient, weil es schon im Normalzustand 20% der zur Verfügung stehenden Energie benötigt. Dies hat Konsequenzen: die Funktion bestimmt die Struktur, d.h. wofür Sie Ihr Gehirn benutzen, definiert wie Ihr Gehirn aussieht. Ist Lernen ein üblicher Prozess, bilden sich zahlreiche neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen und daraus stabile Netzwerke.
Die im Prozess der Neubildung, der  Neurogenese, im Hippocampus entstehenden neuen Babystammzellen können dann dort eingesetzt werden, wo sie benötigt werden. Andernfalls sterben sie nach wenigen Tagen ab. 

“Use it or lose it” ist ein generell geltendes Prinzip im Gehirn.
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Gedächtnis ist ein Vorgang, kein Ort

Aufgabe des Gedächtnisses ist es nicht, sich an die Vergangenheit zu erinnern, sondern die Zukunft zu planen. Dabei darf man sich den Zugriff nicht als Griff in eine Schublade vorstellen. Das Gedächtnis ist kein bestimmter Ort, sondern ein sich ständig verändernder Vorgang.

Beim Erinnern wird auch nicht eine feste Vorstellung abgerufen, sondern diese wird jedes Mal neu rekonstruiert und anschließend wieder abgelegt. Dabei erfolgen kleine Veränderungen, die vom Befinden und den aktuell bestehenden Rahmenbedingungen abhängen. Das führt dazu, dass die Erinnerung sich beim erneuten Abspeichern ein klein wenig von der Vorigen unterscheidet.

Nach vielen Abrufen viele Jahre später ist es dann fraglich, ob die gespeicherte Erinnerung noch viel mit der ursprünglichen Erfahrung zu tun hat.